Vortrag: Das Pogrom Rostock-Lichtenhagen als institutionalisierter Rassismus

// Montag // 22.08. // 18:00 //

Vortrag von Kien Nghi Ha

Wer das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen gegen geflüchtete Roma-Familien und vietnamesische Vertragsarbeiter:innen verstehen will, muss sich mit institutionalisierten Rassismus als entscheidenden Faktor bei der Entstehung dieses Pogroms auseinandersetzen. Das Zusammenwirken von Institutionen wie Politik, Verwaltung und Medien erzeugte ein gesellschaftliches Klima, in dem rassistische Angriffe und Morde in breiten Bevölkerungskreisen beklatscht wurden.Trotz der überragenden gesellschaftlichen und kulturpolitischen Bedeutung dieses Ereignisses fand die wissenschaftliche Analyse und erinnerungspolitische Auseinandersetzung zunächst nicht wirklich statt. So stellt sich die Frage, warum ausgerechnet in diesem Fall nicht nur die politische, sondern auch die juristische Aufarbeitung im Nachgang gescheitert sind. Die Ereignisse vom 22. bis 26.08.1992 in Rostock-Lichtenhagen werden in den Medien nach wie vor meist als „Ausschreitungen“ und „Übergriffe“ bezeichnet und sind als sogenannte „Krawalle“ in Erinnerung geblieben. Diese sprachlichen und erinnerungspolitischen Euphemismen zeigen, dass die Ereignisse in der Weißen deutschen Mainstreamgesellschaft bis heute nicht wirklich verstanden wurden.

Kien Nghi Ha, promovierter Kultur- und Politikwissenschaftler, forscht zu Asian German Studies an der Universität Tübingen. Als freier Publizist und Kurator arbeitet er auch zu postkolonialer Kritik, Rassismus und Migration

Datum

22 Aug 2022
Expired!

Uhrzeit

18:00 - 22:30

Ort

Passage13
Kategorie

Kommentare sind geschlossen.